Eigentlich ein Standard aus der Traumatherapie, hat sich der innere sichere Ort als gängige Methode der Selbststeuerung etabliert. Die meisten Menschen mit denen ich arbeite haben schon davon gehört oder besitzen bereits Erfahrungen mit der Methode. Im folgenden beschreibe ich einige Aspekte die ich gern in meiner Arbeit verwende und die sich in der praktischen Anwendung bewährt haben. Somit ist dieser Text ein guter Startpunkt für Menschen, denen es bisher noch nicht gelungen ist, ihre ganz eigenen sicheren Ort zu kreieren.
„An welchem Ort hast Du dich zum letzten Mal richtig gut gefühlt?“
Mit dieser Frage konfrontiert, fängt man an nachzudenken wo das gewesen sein könnte. Im letzten Urlaub? Bei einem Ausflug ins Grüne? Auf einem Aussichtspunkt in den Bergen?
Bei Menschen die gerne in Urlaub fahren finden sich hier schnell Anschlusspunkte. Am häufigsten sind hier Orte am Meer oder in den Bergen.
Es dürfen aber ausdrücklich auch Orte gewählt werden die nur in der Vorstellung existieren. Beliebt als Ausgangspunkt ist auch eine grüne Blumenwiese im Wald, oder eine Waldlichtung mit Baumhaus, oder eine Höhle mit Ausblick, oder oder oder. Das Kriterium ist: Löst der Gedanke an diesen Ort ein gutes Gefühl aus, welches mit Sicherheit, Entspannung und Erholung verknüpft ist?
Manchmal ist es aber auch anders herum: Zuerst ist da dieses Gefühl von Sicherheit im Körper, und erst wenn man dieses gut spürt, kann man ein Bild dazu entwickeln was hilft den inneren Ort zu stabilisieren. In diesem Fall ist es gut, das Körpergefühl zu lokalisieren: wo ist es am besten spürbar? Im Bauch? In den Armen? Im Brust/Herz Bereich? Wenn die Lokalisierung steht, kann man dem Gefühl eine „Farbe“ geben, das hilft es zu verankern. Von dort ausgehend kann man (auch in mehreren Sitzungen/ Versuchen) das Gefühl zu einem sicheren Ort erweitern, der zum Gefühl und zur Farbe passt.
Wenn es an dieser Stelle nicht klappt eine passende Vorstellung zu entwickeln, hat es oft mit unbewußtem Leistungsdruck zu tun (siehe unten). Hier hilft Druck rauszunehmen, es „muss“ nicht auf Anhieb klappen, einfach auf das gute Körpergefühl konzentrieren, und der nächste Schritt taucht dann schon auf, wenn es soweit ist. Ein passender Satz könnte lauten: „Ich brauche nicht zu tun, ich brauche nichts zu verstehen, von ganz alleine wird ein passendes Bild auftauchen“.
Um den sicheren Ort zu erweitern und zu verstärken, bieten sich folgende Fragen an:
Was ist dort zu sehen? Gibt es einen Ausblick/ Fernblick? Welche Farben sind vorherrschend?
Welche Geräusche sind zu hören? Wirken diese Geräusche vertraut und beruhigend?
Was ist zu spüren? Der Wind in den Haaren? Die Sonne auf der Haut?
Wie offen/ geschlossen ist der Ort? Ist es im Freien oder gibt eine Möglichkeit, unterzuschlupfen?
Weiterhin dürfen (es ist ja eine Vorstellung) sämtliche Gegenstände die nützlich sein könnten, am sicheren Ort auftauchen. Sessel, Kuscheldecken und -kissen, warmer Tees und Kaffees, ein Fotoalbum mit schönen Erinnerungen, das Lieblingsstofftier und so weiter und so fort. Alles was hilft die Qualität des schönen, sicheren Gefühls zu unterstützen ist willkommen. Eine phantasievolle Ansammlung der Gemütlichkeit.
Im nächsten Schritt können dann auch innere Helfer installiert werden, aber das würde ich in der ersten Sitzung noch nicht machen, da es schnell zuviel werden kann. Der sichere Ort funktioniert ja gerade nicht nach dem Leistungsprinzip, und sollte nicht so schnell wie möglich so toll wie möglich ausgebaut werden. Darum geht es nicht, sondern es geht um den punktuellen Ausstieg aus dem Hamsterrad unserer Leistungsgesellschaft. Es geht darum, für 20 Minuten aus dem Alltag auszusteigen und an die eigenen inneren Ressourcen der Glückseligkeit anzuknüpfen.
Abschließend wird der sichere Ort verankert, das kann durch ein Fingersignal geschehen (Daumen und Zeigefinger berühren sich an den Fingerspitzen) oder durch ein anderes Körpersignal. Dies hilft den Ort und die damit verbundenen Assoziationen gezielt abrufen und nutzen zu können.
Voilà! Der innere sichere Ort ist bereit zum Einsatz und Ausgangspunkt für weitere Exkursionen in die eigene Innenwelt. Dazu später mehr.